Schmetterlinge  im  Winter

Es gibt - abhängig von der Schmetterlingsart - im Wesentlichen die unten beschriebenen fünf Strategien bei der Überwinterung.

1. Strategie Überwinterung als Falter
b03_k.jpg (11452 Byte), Kleiner Fuchs Aglais urticae


Nur 6 von ca. 180 Tagfalterarten in Deutschland verfolgen diese Strategie. Die Falter suchen im Herbst geschützte Stellen in der Natur (hohle Bäume, Höhlen, ...) oder Verstecke im Siedlungsbereich (Holzschuppen, Bühnenräume in Häusern, ...) auf. Diese Falter können bei der ersten größeren Erwärmung im Frühjahr (gelegentlich auch schon im Januar/Februar) sofort wieder auftreten.

Bildbeispiel : Kleiner Fuchs (Aglais urticae)

Die weiteren 5 Falterüberwinterer sind Tagpfauenauge, Zitronenfalter, C-Falter sowie die sehr seltenen Arten Trauermantel und Großer Fuchs.

Alle diese Arten finden Sie unter    | März |  im Bild !

   
2.Strategie Überwinterung als Puppe
bild2.jpg (8240 Byte), Puppe Schwalbenschwanz Papilio machaon

b05_k.jpg (12215 Byte), Schwalbenschwanz Papilio machaon

Die Puppen sind entweder an Pflanzenteilen angesponnen, in Kokons eingesponnen oder im Boden eingegraben. Da die Puppen im Frühjahr noch eine gewisse Entwicklung durchmachen müssen, erscheinen die Falter im Frühjahr erst ab ca. April/Mai.

Bildbeispiel : Schwalbenschwanz (Papilio machaon)

Die Überwinterungsart erklärt auch die Seltenheit des Schwalbenschwanzes : Wie man sieht sind, sind die Puppen mit einem weißen Faden an Stengeln von Pflanzen festgemacht. So müssen sie den Winter überstehen! Die "Ordnungswut" von uns Menschen macht aber im Herbst in Feld, Flur und Garten "alles nieder" ! Es gibt leider nur noch ganz wenige Plätze (z.B. Brachen, Kiesgruben, ..), in denen Schwalbenschwanzpuppen den Winter überstehen können.

Weitere Beispiele sind die Weißlinge und der Aurorafalter 
( | April | )

  
3.Strategie Überwinterung als Raupe
b073.jpg (5863 Byte), Raupe Großer Schillerfalter

Großer und Kleiner Schillerfalter Apatura iris bzw. ilia f. clytie

Die Raupen überwintern teils als Jungraupe, teils halberwachsen, teils als erwachsene Raupe. Manche verkriechen sich in der Vegetation , andere bauen sich ein Überwinterungsgespinst, einige überwintern völlig ungeschützt festgesponnen an Pflanzenteilen .Die Raupen des Ameisenbläulings überwintern sogar in Ameisennestern, wo sie sich im Frühjahr auch verpuppen. Die überwinterten Raupen fressen meist im Frühjahr noch weiter und verpuppen sich erst später. Die ersten Falter sieht man dann ab Mai/Juni.

Bildbeispiel : Großer Schillerfalter (Apatura iris)                      ( + Kl.Schill. )    Vgl.   | Juli |

Die Schillerfalterraupen überwintern völlig ungeschützt an den Zweigspitzen von Weiden (besonders Salweide) oder Pappeln in geeigneten Wäldern. Obwohl sie sich als Knospen tarnen, werden viele Opfer von futtersuchenden Freßfeinden (z.B. Vögeln) .

Weitere Beispiele : Bläulinge , Schachbrett 

   
4.Strategie Überwinterung als Ei
Eier Nierenfleck ( Birkenzipfelfalter ) Thecla betulae

b092.jpg (7321 Byte), Nierenfleck ( Birkenzipfelfalter ) Thecla betulae


Die Eier werden im Sommer an Pflanzenteile angeheftet und überdauern so ohne besonderen Schutz den Winter. In Frühjahr schlüpfen die winzigen Räupchen . Bis die Raupen erwachsen sind und sich dann verpuppen, vergeht viel Zeit, so daß die Falter erst ab Juni/Juli, manche auch erst im August schlüpfen.


Bildbeispiel : Nierenfleck (=Birkenzipfelfalter)
                    (Thecla betulae)      vgl.   | September |

Zum Nierenfleck beachten Sie bitte den  "Beobachtungstip für Fortgeschrittene"  weiter unten  bzw. die Seite  | Th.betulae | .

Weitere Arten :   Andere   Zipfelfalter , Apollofalter

   
5.Strategie Überwinterung im wärmeren Süden
Admiral Vanessa atalanta

Diese Arten können den Winter bei uns nie (oder nur in Ausnahmefällen) überstehen. Ihre Vorkommen bei uns hängt davon ab, daß im Frühsommer Falter aus Südeuropa bei uns einwandern. Diese Falter erzeugen dann bei uns eine im Hochsommer fliegende Nachfolgegeneration. Einzelne dieser Falter versuchen im Herbst auch eine Rückwanderung. Diese sogenannten Wanderfalter sind in der Häufigkeit jahrweise sehr schwankend, je nachdem, wie günstig die Einwanderungsbedingungen waren.

Bildbeispiel : Admiral (Vanessa atalanta)  | September |

Weitere Beispiele : Distelfalter, Postillion, Taubenschwänzchen
Ausführlich Informationen über Wanderfalter auch unter | August |

Ab Frühjahr 2002 werde ich ein  FORUM WANDERFALTER einrichten, in welchem aktuelle Wanderfaltersichtungen eingetragen und diskutiert werden können.

   

Beobachtungstips für  den Winter                            Seitenbeginn

        
Anfänger : Die beiden häufigsten Schmetterlinge, welche als Falter überwintern, sind der Kleine Fuchs und das Tagpfauenauge. Sie überwintern teilweise in menschlichen Behausungen, sofern diese im Winter kalt sind. Hierzu eignen sich vor allem Bühnenräume, Keller und Garagen.   Falls Sie dort überwinternde Falter finden, wäre es das Verkehrteste, sie ins Warme zu bringen. Lassen Sie die Falter an Ort und Stelle  (höchstens vor extremer Kälte schützen) und sorgen Sie dafür, daß die Falter im Frühjahr ein geöffnetes Fenster zum Abflug finden.
Fortgeschrittene : Suchen Sie im Winter   Schmetterlingseier !

Besonders erfolgreich hat sich für mich die Suche nach den Eiern des Nierenflecks (siehe oben bzw. auf der Seite | Th.betulae ) erwiesen. Man findet sie an den Schlehen und zwar  vor allem am Ansatz der Dornen oder in den Astgabeln. Ich finde sie inzwischen relativ leicht, ich Durchschnitt brauche ich kaum 5 Minuten, bis ich das erste Ei gefunden habe. Sie sind schön rund, kalkweiß, gut 1mm im Durchmesser. Ein Photo finden Sie oben .

Wenn Sie ein Ei gefunden haben, wäre ich für eine Nachricht  dankbar, da mich die Verbreitung dieser Art besonders interessiert, die Ergebnisse sollen in naher Zukunft auf einer eigenen Seite dargestellt werden.

Betrachten Sie die schöne Struktur unter einer Lupe.  Wenn Sie in der Bestimmung nicht sicher sind, schicken Sie mir das Ei zu (Adresse per E-Mail erfragen).

Man kann auch Eier des Blauen Eichenzipfelfalters ( Quercusia quercus ) an den Knospen von Eichen suchen. Sie sind gleich groß, aber bräunlichweiß und deshalb nicht so leicht zu finden wie die des Nierenflecks.

Ausführliche Informationen  und Ergebnisse finden Sie beim Artenportrait des "Nierenfleck-Zipfelfalters" (Bläulinge)